Mittwoch, 9. April 2008 um 09:58 |  



Wir wissen es seit unserer Kindheit: Verbotene Türen, Päckchen oder Pakete darf man nicht öffnen. Wenn es auf die Bescherung zuging, dann war das Wohnzimmer tabu. Bereits gekaufte (und zumeist sorgsam versteckte) Geschenke durften vor dem Weihnachtsabend oder dem Geburtstag nicht einmal angeguckt werden (nein, nein!), und wehe, eine Tür des Adventskalenders wurde auch nur einen Tag früher als erlaubt gelupft. Das gibt nur Ärger, bläuten uns unsere Eltern ein, und wir glaubten es und richteten unser ganzes späteres Leben danach aus. Mit der Zeit mutierte das von den Eltern aufoktroyierte Regelwerk mittels der von der Psychoanalyse eruierten Funktionalität des Über-Ichs zu normativen Ge- und Verboten der eigenen persönlichen Legislative, und so klopfen wir uns heute selbstzufrieden auf die Schulter, wenn wir wieder einmal der Versuchung widerstanden haben, ein Geburtstagspäckchen vorzeitig zu enthüllen oder eine nicht jugendfreie Webseite aufzurufen. Doch wehe, wir verstoßen auch nur einmal gegen das heilige, selbst auferlegte Tafelgesetz. Schon die Frau des Ritters Blaubart durfte schmerzlich erfahren, was passiert, wenn man auch nur ein einziges Mal einen Blick hinter die Türe wagt, deren Öffnung der Herr Gemahl doch so ausdrücklich untersagt hat. Literatur und Filmgeschichte sind voll von solchen Beispielen, in denen ein kleines, scheinbar harmloses Abweichen von der Verhaltensnorm eine unabsehbare Kaskade von Folgen nach sich zieht, sowohl positiver wie auch negativer Art. Als Jeff Goldblum 1985 in John Landis’ „Into the night” einmal etwas früher von der Arbeit nach Hause kam, stolperte er in das bizarrste Abenteuer seines Lebens und rettete nebenbei der bezaubernden Michelle Pfeiffer das Leben. Griffin Dunne hätte es sich anno 1985 in Martin Scorseses „After Hours“ sicher zweimal überlegt, ob er Rosanna Arquette ansprechen sollte, hätte er gewusst, was ihm bevorstand. Und Jean Reno erlebte als Profikiller in Luc Bessons Meisterwerk „Léon - Der Profi" dadurch, dass er entgegen allen gefassten Grundsätzen einer 12-Jährigen gegen die Mörder ihrer Familie hilft, seine Verwandlung vom Monster zum Menschen.
Eingestellt von murdoc Labels: